Reisebericht, mit dem Motorrad in Ligurien Tag 4

TAG 4

Heute bricht unser vierter und letzter Tag an. Zuerst einmal werden wir zum Frühstück mit
Milchkaffee, Croissants, frischen Baguette, und, und, und verwöhnt.
Wir wollen noch etwas die kleinen Pisten hier oben am Mont Cenis erkunden.
Für ein größeres Ziel, fehlt dann doch die Zeit. Da wir am frühen Nachmittag los
wollen um nicht zu spät nach Hause zu kommen. Morgen Früh wartet wider mein Schreibtisch auf mich.Doch das ist erst einmal noch weit, weit entfernt! Und so umrunden wir den Lake du Mont Cenis und
fahren in ein Hochtal ein.
Hier kommt erst langsam die Sonne hinter den Bergen raus und so sind die Grashalme noch von der Nacht gefroren.
Wir folgen dem Weg immer weiter, bis wir mit den schweren Twins nicht mehr weiter kommen.
So drehen wir um, fahren das Tal wieder ein Stück hinaus. Fini Beschließt gemütlich auf der
Straße zurück zum Bus zu fahren, während wir noch einen anderen Weg den wir auf der Anfahrt
gesehen haben, ausprobieren wollen.
Brav zieht die Twin Bergauf. Der Weg geht über die mit Grass bewachsenen Berghänge, verliert sich
darin und bietet uns ein grandioser Ausblick auf den  Lake du Mont Cenis. Die Motoren ersterben,
und wir können die Stille hier oben zusammen mit der Aussicht ungestört in uns aufnehmen.
Hierbei entdecken wir, dass der Weg sich zu einem Wanderweg verjüngt und eine Felswand quert.
Für uns das aus. Nach einer längeren Pause machen wir uns auf den Weg zurück. Das erste Stück
über die Grass Hänge geht auch alles gut, doch kaum geht der Weg wieder bergab…. Patsch, Stotter
und aus. Doch diesmal stört es mich nicht mehr. Irgendwie habe ich mich die letzten Tage daran
gewöhnt Bergab zu rollen. Jetzt fahre ich halt „Downhill“ ! Und das mit einer 250Kg Twin. Rasch
gewinne ich an Fahrt, Franky bleibt immer weiter in meinen Rückspiegel zurück. Nur wenn es ein
kleines Stück bergan geht werde ich langsamer und Franky holt wieder auf. Es macht riesigen Spaß!
Ist aber auch anstrengend. Als ich 10 Minuten später unten auf der Teerstraße ausrolle bin ich
durchgeschwitzt.
Ein kurzes Stück weiter biegen wir auf die Schotterstraße ab die auf der Westseite des Lake du Mont
Cenis entlang führt. Wir lassen unsere Twins ein letztes Mal über die Pisten fliegen. Wir kommen zur
Staumauer, und überqueren diese auf der staubigen Piste. Ein Schild mahnt uns, 30 Km/h. Ich schalte
in den vierten Gang, schaue auf den Tacho… hmmm… leicht drüber. Aber wir sind alleine, kein
Spaziergänger, keine Mountainbiker, und hier oben bestimmt auch kein Gendarm mit Radarpistole.
Am Ende der Staumauer, heißt es dann rein in die Bremse, zweiten Gang rein, scharf links und eine
Steilauffahrt zur Straße hoch. Minuten später rollen wir am Parkplatz bei unserem Bus aus.
Ein letztes Mal verpacken wir alles im Bus,
verstauen wir die Mopeds in unseren Transporter,
Dann ist endgültig Abschied nehmen angesagt. Langsam rollt unser alter Bus die
Passstraße bergab, Richtung Autobahn, Richtung Heimat. Würde es nach uns gehen würden wir noch ein wenig bleiben.
Aber immerhin können wir auf vier ereignisreiche Tage zurück blicken.
Doch unser Unwille nach Hause zu kommen scheint sich auf unseren Bus zu übertragen.
Vorbei am Lago Maggiore, Richtung St.Bernhardiner-Tunnel, bleiben wir liegen.
Mit letzter Kraft schleppt sich unser Bus runter von der Autobahn, rauf auf einen Parkplatz.
Eines der Vorderräder sitzt fest.
Also erst einmal ADAC angerufen. Nach einem längerem Telefonat, in dem wir der Dame des
Schweizer ADAC`s erklären wo wir sind (Ortsschild vorgelesen, Koordinaten durchgegeben) heißt es
das in ca. 1 – 2 Stunden jemand bei uns ist. Na fein!
Da es bereits Abend wird und wir den McDoof links liegen gelassen haben, laden wir wieder soweit aus,
dass wir an unsere Vorräte kommen. Zwischen den Alukoffern der Twin, als Windschutz, kocht auf
der Höhe das Nudelwasser nach kurzer Zeit. Die letzte Salami muss ihr Leben für eine herzhafte Soße
hergeben. Mit dem Essen ist zu mindestens mein Ruf, was das kochen betrifft, wieder hergestellt.
Doch auch zwei Stunden später ist vom ADAC noch immer nichts zusehen. Was uns dazu veranlasst
nochmals beim selbigen anzurufen. Wir kriegen sogar dieselbe Dame wieder ans Telefon. Was jetzt
folgt ist eine Geschichte für sich. Franky ist die nächste halbe Stunde damit beschäftigt, besagter Dame
klar zu machen wo wir sind, bis sie keine Lust mehr hat mit ihm zu reden und auflegt! Nun gut, dann
probiere ich eben mein Glück, immerhin bin ich durch meine Arbeit Hotlein erfahren, die Arme 🙂
Hier mal ein paar Highlights aus dem Gespräch:
Sie: „Ja wo sind sie denn jetzt eigentlich?“
Ich: „Sie haben doch unsere Koordinaten bekommen?“
Sie: „Ja, aber das ist ja in der Sahara!“
Ich: „Nein, sicher nicht!“
Sie: „Ja wo sind sie denn jetzt?“
Ich: „Ich stehe vor dem Ortsschild Messoco. Auf einem Parkplatz direkt nach der Ausfahrt Messoco-Süd.“
Sie: „Nein! Da können sie nicht stehen!“
Ich: ??? „Doch da stehen wir!“
Sie (mit Triumpf im der Stimme): „Nein das kann nicht sein! Außerdem haben sie mir eine falsche
Handy Nummer gegeben. Der Fahrer hat ja schon probiert sie Anzurufen!“
Ich (sehr Freundlich): „Das glaube ich nicht. Immerhin haben sie uns ja auch schon auf der
Handynummer zurückgerufen.“
Sie: schweigen…
Ich: „Haben sie dem Fahrer auch gesagt das wir Deutsche sind? Dass er die 0049 vorwählen muss um
uns auf den Handy zu erreichen.“
Sie (erbost): „Halten sie mich den für blöd?“
Ich (zuckersüß): „Das Fragen sie mich? Nachdem wir mittlerweile über drei Stunden warten? Wir
ihnen die ganze Zeit Detailliert sagen wo wir uns befinden, sie uns aber nicht zuhören und dafür
erzählen wollen das wir in der Sahara sitzen?“
Klick….. tut tut tut…
Wozu hat Franky nur so lange gebraucht? Mit mir wollte sie nach 5
Minuten nicht mehr telefonieren 🙂
Aber immerhin, keine Minute später ruft uns dann doch der Fahrer an, sie sind seit 2 Stunden, mit
zwei Abschleppern unterwegs uns Suchen, wo wir denn wären. Eine kurze Erklärung, Parkplatz bei
Ausfahrt Messoco-Süd, alles klar, er weiß wo das ist in 20 Minuten ist er da.
Mittlerweile ist es nach 22Uhr. Wir nutzen die Zeit und laden die Mopeds wieder aus dem Bus,
verstauen alles was wir an Gepäck drauf bringen und ziehen die Motorradkluft wieder an.
Wir sind gerade soweit fertig, da rollt doch tatsächlich der Abschleppwagen auf den Parkplatz.
Wie wir vom Fahrer erfahren, hatten sie von der ADAC Dame die Ansage bekommen, das wir oben auf den
St. Bernhardiner Pass in einer Hölle sitzen. ??? Irgendwie drängt sich mir da die Frage auf,
was die beim ADAC in der Schweiz wohl rauchen?
Nachdem der Bus soweit verladen, Franky die Papiere klar gemacht hat, setzen wir uns auf die Mopeds,
und machen uns auf den Heimweg. Dieser zieht sich über Land, durch die nächtliche Schweiz, weiter
nach Österreich Richtung Imst. Dann über den Fehrnpass, wo es zu regnen beginnt, weiter nach
Garmisch und dann auf der Autobahn nach München. Franky und Finni verlassen mich dann bei Schäftlarn und ich nehme die
letzten Kilometer unter die Räder. Um kurz nach Fünf Uhr Früh komme ich dann durchgefroren und gut eingeweicht zuhause an.
Nach einer langen Heißen Dusche mache ich mich auf den Weg ins Büro. Kaum zu glauben das ich keine 24 Stunden zuvor noch in Ligurien war.
Es fühlt sich so weit weg an und doch können wir die nächste Zeit von dem Erlebten zerren, mit der Gewissheit dass wir wieder kommen werden.