Reisebericht, mit dem Motorrad in Ligurien Tag 1

Die Anreise

Frisch gestärkt ging es dann weiter den anschließenden Streckenabschnitt, der teilweise aus dem
Felsen herausgeschlagen wurde und unter dem Überhang verläuft. Trotz der Stufen in der Trasse und
dem groben Geröll Schlug sich Fini mit ihrer Transe hervorragend.  Nachdem wir dann den Colle delle
Vecchie überquert haben ging es immer weiter abwärts und die baumlose Hochgebirgslandschaft wandelt sich und man fährt durch lichte Wälder.
Das schönste ab hier ist das alle paar hundert Meter kleine „Sprunghügel“ auf der Piste sind. Das sind
Querwälle ca. 50cm breit und zwischen 30 und 50cm hoch. Kurz vor Erreichen den Gashahn auf und die Twin hebt ab und landet sauber auf beiden Rädern
statt über die Gabel einzutauchen.Nur wenn direkt danach eine enge Kurve kommt nehme ich Gas raus. Die Kilometer vergehen im wahrsten Sinn
des Wortes „im Fluge“.
Nach einiger Zeit verlässt man die Wälder wieder und kommt zu der Abzweigung nach Monesi, wo man die LGKS verlassen kann.
Wir Entschließen uns den Südlichen Teil auch noch zu fahren und machen uns auf die Kehren des Passo di Tanarello zu erklimmen.
Als ich auf die Passhöhe Rolle stehen dort drei alte Willy Jeeps und einige Typen in entsprechender Oliven Kleidung.
Wir halten an und es stellt sich heraus dass es sich um eine Gruppe Franzosen handelt die mit ihren alten Jeeps einen Wochenendausflug mach
en. Mit Händen und Füssen verständigen wir uns. Sie machen gerade Kaffee Pause.
Neben dem Kocher mit der Kaffeekanne steht die Flasche Schnaps zum Verdünnen.
Während ich noch Versuche ihnen klar zu machen das die LGKS geöffnet ist entdecke ich zwischen
den Jeeps am Boden das hier:
einen großen Rotwein Ballon.
Wie viel die alten Jeeps schlucken weiß ich nicht, aber ich habe das Gefühl das es weniger ist als das was
die Fahrer schlucken. In mir kommt ein gewisser Zweifel auf ob die Jungs es heute wirklich noch schaffen die LGKS zu fahren.
Ich könnte es an deren Stelle definitiv nicht mehr aber vielleicht sehe ich das ja einfach zu eng.
Auf jeden Fall sind sie ziemlich relaxt drauf.
Ab da geht es die nächste Zeit nur noch Bergab, welch eine Freude.
Ich lasse Franky und Finni an mir vorbei und rolle gemütlich nach unten.
Der Spaß Faktor bei den Querwällen hält sich hierbei allerdings in Grenzen.
Irgendwann erreiche ich Franky und Fini wieder, die Pause machen und auf mich warten.
Ich rolle zu ihnen, stelle die Twin ab, und setze mich zu ihnen.
Gerade als wir weiter wollen, sollte sich das als Fehler erweisen. Die zwei sitzen schon auf ihren
Mopeds, ich stehe neben der Twin und frickel gerade meinen Helm zu, als die zwei einen Schrei
loslassen, ich springe noch auf die Seite, aber es reicht nicht ganz. Dadurch dass ich die ganze Zeit
ohne Motor rolle habe ich beim Abstellen nicht daran gedacht den Gang einzulegen (normal hat man
ja immer einen drin) und jetzt hat sich meine Twin selbständig gemacht. Ist ein Stück nach vorne
gerollt, worauf der Seitenständer einklappt und die Twin mir auf mein Bein Fällt. Sie erwischt mich
am linken Oberschenkel, reist mich um und begräbt mich.
Was ich dann von mir gebe ist nicht ganz Jugendfrei. Gott sei Dank ist nix gebrochen
und langsam schaffe ich es wieder zu stehen. So dauert unsere Pause etwas länger als geplant doch dann geht es
auf das letzte Stück der LGKS.
Es dauert nicht mehr allzulange und der Schotter wird wieder zu Teer. Das Ender der LGKS ist
erreicht. Wir bleiben erst einmal stehen und schauen auf Karte und Navi nach wie wir am besten
wieder zurückkommen. Wir Beschließen das Tal bis zum Meer weiter zufahren, dann einen Hacken
zu schlagen und über Frankreich und das Val di Tenda zurück zu kehren.
Erst einmal schlängelt sich eine kleine Teerstraße ins Tal hinab, dritten Gang rein und los, nur noch
Gass und Bremse, auch wenn es kein Schotter mehr ist, Spaß macht es trotzdem. Die Twin macht
auch keine Probleme, entweder bin ich zu schnell so das der Drehzahlbereich immer schön oben ist,
oder es liegt daran das wir immer tiefer kommen.
Irgendwann ist der Spaß auch zu Ende und wir kommen in ein kleines Dorf wo wir erst einmal das
nächste Kaffee anlaufen. Hatte ich beim Fahren meinen Oberschenkel fast vergessen so macht er sich
sofort bemerkbar als ich absteige. Mal wieder typisch… nicht richtig laufen können aber Moped
fahren. Gut das meine bessere Hälfte nicht dabei ist 🙂
Eine Stunde später, es wird langsam Abend stehen wir am Meer. Es ist warm, die Wellen rollen auf
den Strand. Ich glaube Fini hätte nix dagegen wenn wir uns hier etwas länger bleiben würden.
Doch es hilft nix. Nach einer längeren Strandpause machen wir uns auf den Weg zurück zu unseren Bus.
Im letzten Abendlicht fahren wir das Val di Tenda hoch. Die Straße schlängelt sich neben dem Fluss,
der immer wieder schöne Gumpen und Stufen bildet nach oben. Ein paar Stunden früher, wenn noch
Sonne im Tal steht muss das Ganze noch eindrucksvoller sein.
Als wir den Tunnel durch den Colle di Tenda erreichen ist es längst dunkel und ziemlich kalt.
Als wir nach dem doch sehr langen Tag wieder an unseren Bus angekommen sammeln wir erst einmal
eine Runde Holz und während ich den Kocher anschmeiße kümmert sich Franky um ein Lagerfeuer. Eine
halbe Stunde später kapituliert er Fluchend vor dem nassen Holz. Und während er sich gegen den
Frust erst einmal ein Bier holt, heizt Fini richtig ein. Fünf Minuten später steht Franky ungläubig vor
dem prasselnden Feuer.
Inzwischen kapituliere ich vor der großen Höhe. Das Nudelwasser will einfach nicht richtig kochen. So
kommen die Spagettini ins heiße Wasser und ziehen da so lange bis sie, naja etwas in der Art von
al dente, oder doch er Mtasche? sind. Trotzt Soße und Parmesan ergiebt das Ganze eine ehr kompakte Masse. Aber es ist
warm und sättigt und mit einem guten Bier lässt sich das gut runterspülen.
 
Alle Bilder findet ihr in der Gallerie.

Reisebericht, mit dem Motorrad in Ligurien Tag 2

TAG 2
Wir haben Glück und auch der heutige Tag begrüßt uns mit blauen Himmel und Sonnenschein. Bei
einer Tasse leckerem Milchkaffe beratschlagen wir was wir weiter machen. Die Wahl ist zwischen
einem größeren Abstecher durch die Französischen Berge wieder hierher zurück, oder der Maria-Stuart-Kammstraße.
Wir entscheiden uns für die letztere, da sie uns auch wieder weiter nach Norden führt wo auch noch Susa und die
Assietta-Kammstraße auf uns wartet. Für uns heißt dass erst mal wieder die Mopeds im Bus verstauen und weiter fahren.
So ist es Mittag bis wir im Val di Maria unsere Mopeds wieder aus dem Bus holen und uns Abfahrt
bereit machen. Mein Oberschenkel ist immer noch Angeschlagen, und ich Humple mehr als das ich
laufe, aber kaum auf den Twin ist das vergessen. Die Straße schlängelt sich immer tiefer in das Tal,
wird immer schmäler, windet sich am Ende eines Talkessels nach oben zu einer Alm.
Hier stehen auch noch etliche Autos. Doch von da ab hört der Teer auf und der kleine Schotterweg
geht aufwärts weiter, zieht sich in einer weiten Schleife am Rande eines großen Kessels nach oben.
Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die grandiose Aussicht auf die Hochalpine Bergwelt
um uns herum.
Leider ziehen sich heute die Wolken immer weiter zusammen, was die Kulisse aber ehr noch
unterstreicht und einen sich ziemlich klein vorkommen lässt.
Da Fini noch von gestern ziemlich geschafft ist, geht es nun langsamer weiter.
Sie Bestimmt unser Tempo und wie weit wir heute fahren. Nach ca. 80% der Strecke sind wir bei einigen verfallenen
Gebäuden zwischen denen Kühe weiden. Da wir alle drei keine große Lust haben das ganzen Bergmassiv
auf großen stark befahrenen Hauptstraßen zu umfahren drehen wir hier wieder um. So können wir die MSKS noch einmal genießen.
Als es wieder abwärtsgeht macht sich auch meine Twin wieder bemerkbar. Bzw.eben nicht.
Da die letzten Kilometer bergab nicht so anspruchsvoll sind, jage ich die Twin im zweiten Gang bergab,
immer schön im oberen Drehzahlbereich halten, vor engen Kurven Kupplung ziehen, mit dem Gas
spielen, um den Motor über 6000 zu halten, was er mit laufenden Fehlzündungen nur wiederwillig
macht, einkuppeln und weiter. An einigen Stellen geht das Spiel leider nicht auf, und so rolle ich
zwischenzeitlich immer wieder ein Stück bergab.
Mit stotternden und absterbenden Motor erreich ich das Ende der Schotterpiste, wo wir drei uns
wieder sammeln, um ab da gemütlich ins Tal hinab zu unseren Bus zu fahren. Hier machen wir uns
erst einmal etwas nützlich, wechseln meinen Blinker und grillen auf den Kocher meinen
Seitenständer der sich etwas verzogen hat.
Als er schön durch ist, klemmen wir ihn bei einem geparkten Abschleppwagen ein, und biegen ihn
wieder etwas gerade. Nach der Werkelpause, verladen wir wieder alles und machen uns auf den Weg
nach Susa.
Als wir um ca. 21 Uhr in Susa ankommen, ist Fini ziemlich fertig und äußert
den Wunsch nach einer heißen Dusche. Doch bei Zimmerpreisen ab 60.- € pro Nase muss das wohl noch warten.
Fürs erste stärken wir uns in einer Pizzeria und überlegen wo wir übernachten können, irgendwo nicht weit,
außerhalb von Susa.
Als wir wieder im Bus sitzen und durch Susa fahren erwähne ich, dass die Straße den Berg hoch zu
einem Stausee führt. Jetzt treten ungeahnte Neigungen zutage. Franky hört nur noch Stausee und
schon wir schrauben uns im Bus den Monte Cenis, zum Lake du Mont Cenis, auf 2084m hoch.Dabei genießen wir, von der Passtrasse den nächtlichen Blick über Susa Richtung Turin.
Es ist Mitternacht vorbei als wir dort auf einen Parkplatz rollen und unsere Twins ausladen um unser
Nachtlager im Bus herzurichten. Über uns hängt im leichten Nebel, das beleuchtete Fort …. es sieht
aus als ob gerade ein Ufo landen würde. Müde von dem langen Tag, verkriechen wir uns jedoch schnell in die warmen
Schlafsäcke.
 

Reisebericht, mit dem Motorrad in Ligurien Tag 3

TAG 4

Als wir am nächsten Morgen aus dem Bus kriechen, ist es lausig kalt. Der Wind der uns um die Ohren
pfeift, macht es auch nicht gerade wärmer.

Als wir am nächsten Morgen aus dem Bus kriechen, ist es lausig kalt. Der Wind der uns um die Ohren
pfeift, macht es auch nicht gerade wärmer. Dafür haben wir eine wunderschönen Ausblick auf die Bergwelt.
Über Nacht ist auf den Gipfeln noch Schnee gefallen, so das sie wie bepudert aussehen.
Immerhin, nur ein kleines Stück weiter, gibt es ein kleines Kaffee. Wir fallen ein und machen erst einmal
den Croissant Vorrat nieder, den wir mit leckerem Kaffee runter spülen. So gestärkt packen wir uns zusammen
und machen uns auf den Weg zurück nach Susa, um von dort aus die Assietta-Kammstraße in Angriff zu nehmen.Von Susa aus führt die Straße, immer kleiner werdend, den Col de Finestra hoch. Hier entdecken wir,
noch gleich im Orts Nähe, etliche prima Stellen zum Campen. Naja, das wäre ja zu einfach gewesen.
Vielleicht das nächste Mal.
Die Straße ist mittlerweile nur noch eine Fahrspur breit und schlängelt sich in kleinsten Serpentinen
bergauf. Ich tuckere gemütlich bergan. Irgendwann wechselt der Belag und aus Teer wird Schotter.
Das erste Stück fahre ich aus Rücksicht auf Finni noch gemütlich weiter, doch schon bald überkommt
es mich und ich drehe munter am Gashahn. Bergauf macht die Dicke ja schließlich keine Probleme.
So kommt es das ich eine ganze Zeit vor den zweien auf dem Col de Finestre ankomme, es mir hier
auf einen Felsvorsprung gemütlich machen kann und mit der Kamera auf die zwei warte.
Nach einer gemeinsamen Pause machen wir uns wieder auf den Weg und nehmen die Assietta-Kammstraße
in Angriff. Die Piste schlängelt sich an den Berghängen entlang, von einem Sattel zu den nächsten.
Da die Piste nicht so anspruchsvoll zu Fahren ist, können wir das Tempo erhöhen und treiben unsere Twins voran.
Bei einer weiteren Pause am Colle dell Assietta kommt uns ein weiterer Motorradfahrer entgegen.
Allerdings nicht auf einer Enduro.
Bei einem kurzem Gespräch erfahren wir, das er von Spanien kommt, und auf den Heimweg nach
Norwegen, in der Nähe vom Polarkreis ist. Die Wahl seines Motorrads und seine abgefahrenen
Reifen, lässt uns mit den Twins doch ein wenig alt aussehen. Wobei ich mir sicher bin, das wir auf dem Schotter mehr Spaß am fahren haben.
Nach einem kleinen Plausch machen wir uns wieder auf den Weg.
Keine Ahnung was Fini gegessen hat, aber das Mädel lässt es jetzt richtig krachen und jagt ihre
Transalp über die Piste das es nur so staubt und wir schauen müssen das wir hinterher kommen.
Ein Stück weiter, biegt eine kleine Piste ab und führt steil nach oben. Während Fini auf der Hauptpiste
weiter fährt, biegen Franky und ich ab. Mit jeden Meter, den ich der mit dicken Steinen gespickten
Piste, nach oben folge, denke ich mir „Nein hier will ich nicht runter. Nein hier werde ich nicht runter
rollen!“
Oben angekommen, steht Franky neben einem Umrollmasten eines Skiliftes auf einer kleinen Plattform.
Vor ihm ist ein kleines Geröllfeld den ein ca. 20m langer Steig quert. Ich halte kurz, Franky
will da nicht drüber. Hmm… so schlimm sieht das doch gar nicht aus! Und runter fahre ich hier nicht
mehr! Also eine Runde um den Pfosten gedreht damit ich sauber gerade auf den Steig komme und …
die Twin nimmt die erste Stufe locker und danach ist es ein Kinderspiel. Dann geht es in eine Mulde
und wieder steil eine Kuppel hoch. Hier halte ich an. Die Aussicht ist genial!
Ich drehe mich um und bevor ich es schaffe die Kamera auszupacken kommt Franky auch schon an.
Wir stehen da, grinsen uns an, geile Auffahrt, noch besser Aussicht!
Die Aussicht die Piste auf den Grad, sehr steil, knallhart mit feinem Schotter darauf, von 40cm tiefen Wasserrinnen durchzogen,
runterzurutschen wiederrum gefällt ehr weniger.
Und so suchen wir uns einen anderen Weg nach unten. Anfangs ist es eine Fahrspur auf einer Wiese,
leider verlieren wir die Spur und ich lasse die Twin vorsichtig über den Grashang einer Skipiste
runter rutschen und bin heilfroh als ich die Hauptstrecke wieder erreiche. Mit vielen Fehlzündungen
erwecke ich die Twin wieder zum Leben, es kann weiter gehen.
Jetzt heißt es nur noch Fini wieder finden. Da wir nicht genau wissen, ob sie zur Abbiegung zurück
oder ein Stück vorgefahren ist, trennen wir uns. Kurz darauf stehe ich neben Fini und gemeinsam
warten wir. Und warten… Irgendwas stimmt da nicht. Ich setze mich wieder auf die Twin und fahre
zurück. Diesmal Franky suchen. Zwei Kehren weiter finde ich ihn, verwickelt im Kampf mit seinen
Kotflügel dessen Halterung aufgegeben hat. Nachdem es Franky gut geht gibt es keine Gnade. Klick…
Nachdem wir den Kotflügel erfolgreich verzurrt haben fahren wir die letzte Kilometer der Assietta zu
dritt weiter. Es geht jetzt abwärts bis nach Sestriere, eine hässlichen Ort voller Bettenburgen, halten
uns Richtung Oulx und von da an zurück nach Susa.
Jetzt geht es wieder den Mont Cenis hoch, ich fahre vorne weg und die Passstraße lädt zum gemütlichen
„Alt Herren Tempo“ ein. Wieder einmal bin erstaunt wie lange mein Stollenreifen Gripp haben.
Oben angekommen ist schönstes Abendlicht und am Parkplatz trennen wir uns. Fini will in dem
kleinen Hotel nach einen Zimmer fragen, während wir noch eine kleine Fotosession am See einlegen.
Als wir zurück an den Parkplatz kommen, steht eine strahlende Fini da. Ein Zimmer mit heißer Dusche
erwartet uns. Und das für nur 50.- €, für uns drei!
Nachdem wir ausgiebig heißes Wasser verbraucht haben treffen wir uns im Speisezimmer. Wir sind
die einzigen Gäste im Haus. Und wie wir jetzt von Fini erfahren hatten wir wieder mal Glück. Das
Hotel wird von einem älteren Pärchen betrieben. Sie hatten Heute das Hotel zugemacht, für den Rest
des Jahres. Sie saß schon im Auto als Fini bei ihm nach einem Zimmer fragte. Nach kurzem Überlegen,
haben sie das Hotel dann für eine weiter Nacht aufgemacht. Nur für uns! Genial!
In der Hoffnung das es noch irgendeine Kleinigkeit zu Essen gibt begeben wir uns ins Gastzimmer.
Da bringt sie uns die Speisekarte als ob nichts wäre, als ob sie das Hotel nicht zumachen wollten.
Wir blättern sie durch und bleiben beim Fleischfondue hängen. Vorsichtig fragen wir
nach, statt einen „no“ das wir fast erwartet hatten, geht sie und fragt ihren Mann, der meint
kein Problem wenn wir etwas Geduld haben, er muss erst noch die Soßen frisch machen!
Zeit haben wir! Das ganze wiederholen wir dann beim Rotwein, wir bestellen,
sie geht suchen und taucht dann einige Minuten später strahlend mit der Flasche Wein wieder auf.
Mit ihm verkürzen wir uns die Zeit bis zum Essen aufs angenehmste.
Und dann…
… geht das Festessen los, wie war das nochmal mit Gott in Frankreich?

Reisebericht, mit dem Motorrad in Ligurien Tag 4

TAG 4

Heute bricht unser vierter und letzter Tag an. Zuerst einmal werden wir zum Frühstück mit
Milchkaffee, Croissants, frischen Baguette, und, und, und verwöhnt.
Wir wollen noch etwas die kleinen Pisten hier oben am Mont Cenis erkunden.
Für ein größeres Ziel, fehlt dann doch die Zeit. Da wir am frühen Nachmittag los
wollen um nicht zu spät nach Hause zu kommen. Morgen Früh wartet wider mein Schreibtisch auf mich.Doch das ist erst einmal noch weit, weit entfernt! Und so umrunden wir den Lake du Mont Cenis und
fahren in ein Hochtal ein.
Hier kommt erst langsam die Sonne hinter den Bergen raus und so sind die Grashalme noch von der Nacht gefroren.
Wir folgen dem Weg immer weiter, bis wir mit den schweren Twins nicht mehr weiter kommen.
So drehen wir um, fahren das Tal wieder ein Stück hinaus. Fini Beschließt gemütlich auf der
Straße zurück zum Bus zu fahren, während wir noch einen anderen Weg den wir auf der Anfahrt
gesehen haben, ausprobieren wollen.
Brav zieht die Twin Bergauf. Der Weg geht über die mit Grass bewachsenen Berghänge, verliert sich
darin und bietet uns ein grandioser Ausblick auf den  Lake du Mont Cenis. Die Motoren ersterben,
und wir können die Stille hier oben zusammen mit der Aussicht ungestört in uns aufnehmen.
Hierbei entdecken wir, dass der Weg sich zu einem Wanderweg verjüngt und eine Felswand quert.
Für uns das aus. Nach einer längeren Pause machen wir uns auf den Weg zurück. Das erste Stück
über die Grass Hänge geht auch alles gut, doch kaum geht der Weg wieder bergab…. Patsch, Stotter
und aus. Doch diesmal stört es mich nicht mehr. Irgendwie habe ich mich die letzten Tage daran
gewöhnt Bergab zu rollen. Jetzt fahre ich halt „Downhill“ ! Und das mit einer 250Kg Twin. Rasch
gewinne ich an Fahrt, Franky bleibt immer weiter in meinen Rückspiegel zurück. Nur wenn es ein
kleines Stück bergan geht werde ich langsamer und Franky holt wieder auf. Es macht riesigen Spaß!
Ist aber auch anstrengend. Als ich 10 Minuten später unten auf der Teerstraße ausrolle bin ich
durchgeschwitzt.
Ein kurzes Stück weiter biegen wir auf die Schotterstraße ab die auf der Westseite des Lake du Mont
Cenis entlang führt. Wir lassen unsere Twins ein letztes Mal über die Pisten fliegen. Wir kommen zur
Staumauer, und überqueren diese auf der staubigen Piste. Ein Schild mahnt uns, 30 Km/h. Ich schalte
in den vierten Gang, schaue auf den Tacho… hmmm… leicht drüber. Aber wir sind alleine, kein
Spaziergänger, keine Mountainbiker, und hier oben bestimmt auch kein Gendarm mit Radarpistole.
Am Ende der Staumauer, heißt es dann rein in die Bremse, zweiten Gang rein, scharf links und eine
Steilauffahrt zur Straße hoch. Minuten später rollen wir am Parkplatz bei unserem Bus aus.
Ein letztes Mal verpacken wir alles im Bus,
verstauen wir die Mopeds in unseren Transporter,
Dann ist endgültig Abschied nehmen angesagt. Langsam rollt unser alter Bus die
Passstraße bergab, Richtung Autobahn, Richtung Heimat. Würde es nach uns gehen würden wir noch ein wenig bleiben.
Aber immerhin können wir auf vier ereignisreiche Tage zurück blicken.
Doch unser Unwille nach Hause zu kommen scheint sich auf unseren Bus zu übertragen.
Vorbei am Lago Maggiore, Richtung St.Bernhardiner-Tunnel, bleiben wir liegen.
Mit letzter Kraft schleppt sich unser Bus runter von der Autobahn, rauf auf einen Parkplatz.
Eines der Vorderräder sitzt fest.
Also erst einmal ADAC angerufen. Nach einem längerem Telefonat, in dem wir der Dame des
Schweizer ADAC`s erklären wo wir sind (Ortsschild vorgelesen, Koordinaten durchgegeben) heißt es
das in ca. 1 – 2 Stunden jemand bei uns ist. Na fein!
Da es bereits Abend wird und wir den McDoof links liegen gelassen haben, laden wir wieder soweit aus,
dass wir an unsere Vorräte kommen. Zwischen den Alukoffern der Twin, als Windschutz, kocht auf
der Höhe das Nudelwasser nach kurzer Zeit. Die letzte Salami muss ihr Leben für eine herzhafte Soße
hergeben. Mit dem Essen ist zu mindestens mein Ruf, was das kochen betrifft, wieder hergestellt.
Doch auch zwei Stunden später ist vom ADAC noch immer nichts zusehen. Was uns dazu veranlasst
nochmals beim selbigen anzurufen. Wir kriegen sogar dieselbe Dame wieder ans Telefon. Was jetzt
folgt ist eine Geschichte für sich. Franky ist die nächste halbe Stunde damit beschäftigt, besagter Dame
klar zu machen wo wir sind, bis sie keine Lust mehr hat mit ihm zu reden und auflegt! Nun gut, dann
probiere ich eben mein Glück, immerhin bin ich durch meine Arbeit Hotlein erfahren, die Arme 🙂
Hier mal ein paar Highlights aus dem Gespräch:
Sie: „Ja wo sind sie denn jetzt eigentlich?“
Ich: „Sie haben doch unsere Koordinaten bekommen?“
Sie: „Ja, aber das ist ja in der Sahara!“
Ich: „Nein, sicher nicht!“
Sie: „Ja wo sind sie denn jetzt?“
Ich: „Ich stehe vor dem Ortsschild Messoco. Auf einem Parkplatz direkt nach der Ausfahrt Messoco-Süd.“
Sie: „Nein! Da können sie nicht stehen!“
Ich: ??? „Doch da stehen wir!“
Sie (mit Triumpf im der Stimme): „Nein das kann nicht sein! Außerdem haben sie mir eine falsche
Handy Nummer gegeben. Der Fahrer hat ja schon probiert sie Anzurufen!“
Ich (sehr Freundlich): „Das glaube ich nicht. Immerhin haben sie uns ja auch schon auf der
Handynummer zurückgerufen.“
Sie: schweigen…
Ich: „Haben sie dem Fahrer auch gesagt das wir Deutsche sind? Dass er die 0049 vorwählen muss um
uns auf den Handy zu erreichen.“
Sie (erbost): „Halten sie mich den für blöd?“
Ich (zuckersüß): „Das Fragen sie mich? Nachdem wir mittlerweile über drei Stunden warten? Wir
ihnen die ganze Zeit Detailliert sagen wo wir uns befinden, sie uns aber nicht zuhören und dafür
erzählen wollen das wir in der Sahara sitzen?“
Klick….. tut tut tut…
Wozu hat Franky nur so lange gebraucht? Mit mir wollte sie nach 5
Minuten nicht mehr telefonieren 🙂
Aber immerhin, keine Minute später ruft uns dann doch der Fahrer an, sie sind seit 2 Stunden, mit
zwei Abschleppern unterwegs uns Suchen, wo wir denn wären. Eine kurze Erklärung, Parkplatz bei
Ausfahrt Messoco-Süd, alles klar, er weiß wo das ist in 20 Minuten ist er da.
Mittlerweile ist es nach 22Uhr. Wir nutzen die Zeit und laden die Mopeds wieder aus dem Bus,
verstauen alles was wir an Gepäck drauf bringen und ziehen die Motorradkluft wieder an.
Wir sind gerade soweit fertig, da rollt doch tatsächlich der Abschleppwagen auf den Parkplatz.
Wie wir vom Fahrer erfahren, hatten sie von der ADAC Dame die Ansage bekommen, das wir oben auf den
St. Bernhardiner Pass in einer Hölle sitzen. ??? Irgendwie drängt sich mir da die Frage auf,
was die beim ADAC in der Schweiz wohl rauchen?
Nachdem der Bus soweit verladen, Franky die Papiere klar gemacht hat, setzen wir uns auf die Mopeds,
und machen uns auf den Heimweg. Dieser zieht sich über Land, durch die nächtliche Schweiz, weiter
nach Österreich Richtung Imst. Dann über den Fehrnpass, wo es zu regnen beginnt, weiter nach
Garmisch und dann auf der Autobahn nach München. Franky und Finni verlassen mich dann bei Schäftlarn und ich nehme die
letzten Kilometer unter die Räder. Um kurz nach Fünf Uhr Früh komme ich dann durchgefroren und gut eingeweicht zuhause an.
Nach einer langen Heißen Dusche mache ich mich auf den Weg ins Büro. Kaum zu glauben das ich keine 24 Stunden zuvor noch in Ligurien war.
Es fühlt sich so weit weg an und doch können wir die nächste Zeit von dem Erlebten zerren, mit der Gewissheit dass wir wieder kommen werden.